1to1

Immer mehr Schulen setzen auf eine 1to1-Lösung (auch 1zu1 oder 1:1), d.h. alle Schüler:innen werden von der Schule mit einem persönlichen Gerät ausgerüstet.

Das kostet sehr viel Geld und ist entsprechend mit einer grossen Verantwortung verbunden, diese Geräte zielführend einzusetzen. Ein reibungsloser Start will gut geplant sein! Auf dieser Seite findest du verschiedene Tipps und Anregungen zur Einführung.

Vorbereitung

Schulentwicklung verlangt nach Ressourcen!

Vielen Schulen ist nicht bewusst, dass eine 1:1-Ausstattung zwingend mit einem Schulentwicklungsprozess verbunden ist. Ein 1:1 stemmt eine Schule nicht einfach so nebenbei. Wenn die Ausweitung der technischen Infrastruktur einen Wandel bewirken soll (nur so lässt sich die Investition rechtfertigen), so braucht die Schule eine Vision und muss für den Prozess entsprechende zeitliche und finanzielle Ressourcen bereitstellen. Die Schulleitung ist gefordert, auf den verschiedenen Ebenen der Schulentwicklung optimale Rahmenbedingungen zu schaffen.

Haltung entwickeln

Wenn jedes Kind jederzeit Zugriff auf digitale Ressourcen im Netz hat, so hat das unweigerlich Auswirkungen auf den Unterricht und die Rolle der Lehrperson. Welche Chancen eröffnen sich dadurch? Wie schöpfen wir das Potential der Geräte optimal aus? Was befürchten wir? Wie begegnen wir allfälligen Stolpersteinen? Wie verändert sich meine Rolle als Lehrperson? Wie nutze ich das Expertenwissen in der Klasse? Wie kann ich in der Klasse Schabernack und Ablenkung minimieren? Solche Fragen sollten im Team unbedingt diskutiert werden! Ein Team muss unbedingt eine Haltung zur neuen Situation entwickeln. Hier ein paar fiktive (nicht ganz ernst gemeinte) Statements, die in eine solche Diskussion einleiten könnten:

Zur Entwicklung einer Haltung gehört natürlich auch die Formulierung eines Nutzungsreglements, das von den Schüler:innen und den Eltern akzeptiert wird.

Nutzungsreglement der Sek Andelfingen (für iPads): 
Reglement 17/18

Fokus auf Pädagogik

Wenn die Geräte einfach als Ersatz für bisherige analoge Prozesse genutzt werden, kann man sich die Investition sparen. Die Frage muss viel mehr sein Wie können wir die Geräte nutzen, damit Lernaktivitäten möglich werden, die bislang undenkbar waren? Ein hilfreiches Modell für diese Frage ist das S.A.M.R.-Modell:


Weiterbildung

Die Lehrpersonen haben idealerweise deutlich vor den Schüler:innen ein persönliches Gerät, mit dem sie erste Erfahrungen sammeln können. Bei einer 1:1-Einführung ist eine verbindliche Weiterbildung zwingend. Neben dem technischen Handling (das für viele LP nicht wirklich neu sein dürfte) stehen dabei v.a. didaktische und methodische Aspekte im Zentrum.

Einmalige Weiterbildungen sind meist nicht besonders nachhaltig. Zumindest müssen verbindlich und zeitnah Erfahrungen im Unterricht gesammelt werden, die zu einem späteren Zeitpunkt im Team, beispielsweise in Form eines Basars, ausgewertet werden.


Rollout vorbereiten

Die Schule ist auf einen Dienstleister angewiesen, der mit den pädagogischen Anforderungen an die Infrastruktur vertraut ist. Der Rollout muss sorgfältig geplant werden. Es braucht eine umfassende Bedarfsanalyse, die insbesondere die Integration in die bestehende Infrastruktur berücksichtigt. Ebenso muss genau geklärt werden, was auf den Geräten möglich sein soll und was nicht. Die Bandbreite und Stabilität des Internetzugangs gewinnen mit einem 1:1 massiv an Bedeutung! Gerade in der Anfangsphase ist essentiell, dass auftretende Probleme rasch behoben werden können, andernfalls drohen Frustrationen und Motivationsverluste.

Hier einige exemplarische Fragen, die geklärt werden müssen:

  • MDM? Zuständigkeiten? Reaktionszeiten?
  • Welcher Cloud-Dienst? Wie kann datenschutzkonform gearbeitet werden?
  • Dateiaustausch (LP<–>SuS, SuS<–>SuS, LP<–>LP)
  • Apps? Lizenzen?
  • Zubehör: Stift? Hülle und/oder Tastatur?
  • Organisatorisches: Aufbewahrung? Ladestationen?

Pädagogischer Support

Eine weitere Gelingensbedingung ist ein pädagogischer Support, der das Team niederschwellig bei der Integration der Geräte im Unterricht unterstützen kann. Dabei sind verschiedene Unterstützungsformen denkbar: Gemeinsame Projekte, Teamteaching, Inputs oder Workshops im Team oder Aufbereitung von Unterrichtsmaterialien. Beim Rollout und der nachfolgenden Einführungsphase kann der pädagogische Support die Lehrperson sehr mit Einsätzen in der Klasse entlasten (aufgetretene Probleme und Fragen klären).


Eltern informieren

Gerade wenn die Geräte auch nach Hause gehen, ist eine sorgfältige Information der Eltern absolut entscheidend. Bei den meisten Schulen wird das Vorhaben bereits ein halbes Jahr im Voraus angekündigt. Spätestens ein Monat vor dem Rollout erhalten die Eltern die Nutzungsbestimmungen mit einem Begleitbrief. Die Nutzungsbestimmungen müssen meist von den Eltern und den Schüler:innen unterschreiben werden. Im Elternbrief werden die Eltern auch über den Informationsanlass informiert, der zeitnah auf den Rollout angesetzt wird (siehe weiter unten). Für den Goodwill der Eltern ist entscheidend, dass das Schulteam eine gemeinsame Haltung hat (siehe oben) und überzeugend erklären kann, was die Geräte im Lernprozess bewirken können.

Elternbrief_Tablets.docx

Die Stadt Winterthur erklärt den Eltern die Einführung der iPads mit einem Video:


Einführung in der Klasse

1. Woche

Erfahrungsgemäss braucht es nach dem Rollout etwa 4–5 Lektionen, bis das Gerät richtig konfiguriert ist und die wichtigsten Grundtechniken sitzen. Idealerweise werden diese Lektionen möglichst kompakt, d.h. innerhalb einer Woche, eingesetzt.

Damit sich die Schüler:innen die Grundtechniken weitgehend selbständig beibringen können, haben wir eine Checkliste mit Anleitungen (meist in Form von Videotutorials) zusammengestellt. 

Die meisten Anleitungen sind bewusst allgemein gehalten, einzelne sind auf Schulen mit Office 365 ausgerichtet. Diese müssten an die lokalen Verhältnisse angepasst werden, da jede Schule wieder andere Workflows hat (bzw. für Dateiaustausch). Hier kannst du eine bearbeitbare Word-Datei herunterladen:

Checkliste Grundlagen

Eine Alternative könnte die App der Stadt Winterthur sein:

Mein Tablet Winterthur bzw. https://tablet.winschulen.ch

Schüler:innen-Ansicht der App «Mein Tablet Winterthur»

Falls die Geräte nicht bereits im Vorfeld vollständig konfiguriert und getestet sind, ist die Anwesenheit des technischen Dienstleisters in der ersten Lektion ratsam.

Es hat sich bewährt, dass die Schüler:innen in Vierergruppen zusammenarbeiten und sich gegenseitig bei der Erarbeitung der Checkliste unterstützen. Die Lehrperson ist dadurch entlastet und kann sich um individuelle Probleme kümmern.

An der Sek Andelfingen wurde die Einführungswoche zudem genutzt, um mit Neoprenstoff individuelle Hüllen anzufertigen (siehe Bilder von Andi Brugger).


Elternabend

Bei bisherigen 1:1-Einführungen hat es sich bewährt, zeitnah zum Rollout die Eltern zu einem Informationsanlass einzuladen. Im Zentrum steht dabei das Lernen mit digitalen Medien. Dabei leiten die Schüler:innen Workshops, bei denen die Eltern mit den Geräten ihrer Kinder eigene Lernerfahrungen sammeln können. Hier ein paar Beispiele für Posten

  • Über QR-Codes auf Online-Ressourcen zugreifen
  • Eine Versuchsanordnung fotografieren und auf dem Foto Annotationen anbringen
  • Wörtchen lernen (z.B. mit Lernkarten von Schabi)
  • Eine einfache Präsentation gestalten und auf den Beamer übertragen
  • eine Sprachaufnahme machen (z.B. Interview zum 1:1)

Download Materialien

Natürlich sollen die Eltern auch Gelegenheit haben, sich über (medien-)erzieherische Fragen auszutauschen und Fragen oder Bedenken zu äussern. Entscheidend ist die Botschaft, dass die Zusammenarbeit mit den Eltern gefragt ist und dass ihre Bedenken ernst genommen werden. Gerade wenn die Geräte auch nach Hause genommen werden, braucht es Hinweise zu Rechten und Pflichten und die Diskussion über Regeln.

Die folgende Präsentation kann dich bei der Planung des Abends unterstützen (Infos in den Präsentationsnotizen):

Präsentation als Datei: Input_EA.pptx

Ablauf des Abends:

19.30Begrüssung, Programm
19.35Referat «Mobiles Lernen»
19.50Workshops, Diskussion
20.45Schluss im Plenum

Oft ist das erste Semester schon von mehreren Elternveranstaltungen besetzt, was einen weiteren Informationsabend für die iPad-Einführung in Frage stellt. Eine Möglichkeit wäre, die Einführung quasi als Hausaufgabe nach Hause zu geben: Die Lernenden spielen mit ihren Eltern einen in der Schule vorbereiteten Workshop durch. So entsteht ebenfalls ein Austausch über das Potential der iPads fürs Lernen. Die Schule Stammheim, die durch die Coronasituation zu diesem Vorgehen gezwungen war, hat eine Padlet-Pinnwand als Leitmedium für dieses Setting eingerichtet.

6 Gedanken zu „1to1

  • 13. April 2021 um 11:37 Uhr
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    Immer mal wieder hier. Danke für das viele nützliche Material und die gedanklichen Inputs!

    Lieber Gruss
    Marc

    Antworten
    • 18. Mai 2021 um 15:39 Uhr
      Permalink

      Lieber Marc
      Vielen Dank für das schöne Feedback und sorry für die späte Reaktion! Ich wünsche dir viel Erfolg und Spass bei der Umsetzung!
      Liebe Grüsse
      Thomas

      Antworten
  • 29. November 2021 um 15:58 Uhr
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    Lieber Thomas

    Danke für diese tolle, knackig zusammengefasste Auflistung konkreter Hinweise und Tipps.

    Wir starten im Januar in meiner Klasse mit einem Pilotprojekt, ab nächstem Schuljahr werden wir eine komplette 1to1-Ausstattung schrittweise aufbauen. Diese Übersicht hilft mir schon einmal weiter. Merci!

    Antworten
    • 29. November 2021 um 16:24 Uhr
      Permalink

      Herzlichen Dank, lieber Jérome, das freut mich sehr! Ich wünsche euch viel Erfolg für den Rollout!

      Antworten
  • 17. Juni 2024 um 8:55 Uhr
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    Hallo
    Danke für die tolle Seite. Im Herbst starten wir ebenfalls mit one-to-one aber nicht mit iPads. Gibt es eine solche Grundlagen Checkliste auch für andere Tablets?
    Danke für die Rückmeldung.
    Liebe Grüsse Corinne

    Antworten
    • 17. Juni 2024 um 9:06 Uhr
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      Liebe Corinne
      Vielen Dank für die Rückmeldung. Falls ihr Windows-Geräte verwendet, findest du hier Infos: http://meta.wintablets.ch/1to1/. Für Android haben wir keine vergleichbaren Materialien, weil dieser Gerätetyp in der Schweiz kaum verbreitet ist.
      Liebe Grüsse
      Thomas

      Antworten

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